Orwell’s „1984“ sollte keine Anleitung sein!

Sondern eine Warnung…

Kann es sein, dass ein Großteil der Politiker das Buch irgendwie falsch verstanden hat? Anders kann ich mir kaum erklären, wie es zur Zeit mit Vollgas in Richtung Überwachungsstaat geht.

Man muss nur hin und wieder bei Fefe, Netzpolitik, Gulli, Piratenpartei, ChaosComputerClub, AK-Zensur oder AK-Vorrat vorbei schauen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sehr Deutschland und die EU an der totalen Kontrolle ihrer Bürger arbeiten.

Man könnte denken, dass man absichtlich unentwegt mit untragbaren Gesetzen und Vorhaben überflutet wird, damit man irgendwann den Überblick verliert und gar nicht mehr weiß, wogegen man jetzt so alles protestieren müsste, bis es schon zu spät dafür ist. Der Einzelne ist bald damit überfordert, sich überhaupt über die nächste anstehende Dreistigkeit zu informieren und sich darüber eine Meinung bilden zu können, um im Zweifelsfall seine Kritik äußern zu können. Die aktuelle „Hau-Ruck“-Politik peitscht die Gesetze so schnell durch, dass man gar nicht mehr dazu kommt dagegen anzugehen, falls einem mal wieder etwas nicht passt. …und was mir nicht passt, hat meistens komische Namen, ist zusammengesetzt aus Buchstabenkürzeln oder segelt unter falscher Flagge.

Kürzlich neu hinzu gekommen, sind die geplanten Änderungen des Jugendschutzgesetzes, welche jedoch weit über den Jugendschutz hinausgehen und im Endeffekt in einer umfassenden Zensurmaschinerie münden.

Nachdem ich das erste mal darauf aufmerksam wurde, hat es noch etwas gedauert, bis die frohe Kunde die Runde machte. Inzwischen sind viele der Meinung, dass der neue Jugendmedienschutz-Staatsvertrag ein erneuter Vorstoß in Richtung Zensur ist. Auch ich bin der Meinung, dass es keine Zensur im Namen des Jugendschutzes geben darf und bin äußerst besorgt, dass ein Gelingen dieses Vorhabens das Ende der freien Kommunikation im Internet bedeuten würde. Der Entwurf zur Novellierung des Jugendmedienschutz-Staatsvertrages hält neben Sendezeitbegrenzungen, Zensur ausländischer Webseiten oder der Haftung für Kommentare in Blogs, noch viele weitere Überraschungen für uns parat. Mal wieder wird ein emotional besetztes Thema missbraucht, um die Bürgerrechte weiter zu Beschneiden und mal wieder geht es vermeintlich um den Schutz der armen Kinder. Wir müssen uns die Frage stellen, ob es uns das wert ist, so viel Freiheit im Namen des Jugendschutzes zu opfern.

Langsam aber sicher schwillt die Woge der Empörung an – und das ist gut so!
Jeder denkende Mensch sollte sich energisch gegen diesen Wahnsinn stellen.

Passend dazu widmet sich der Elektrische Reporter in seiner neuen Folge genau diesem Thema: „Gesperrt, gefiltert, abgeklemmt: Das unfreie Netz“

Nachdem Zensursula den reinsten Scherbenhaufen hinterlassen hat, schuf sie die #Koehlera, welche nicht weniger gefährlich ist, auch wenn sie zunächst harmlos wirkt!




Da es noch viel mehr bedenkliche Entwicklungen gibt, möchte ich an dieser Stelle auch noch kurz auf die Interview-Reihe „Kritische Polizisten“ hinweisen:
Teil 1: Überwachung, ELENA & Schwarz-Gelb
Teil 2: Willkür & Polizeigewalt
Teil 3: Beweisunterdrückung & Vertuschung

19 Antworten zu “Orwell’s „1984“ sollte keine Anleitung sein!

  1. Applaus von mir: für den Inhalt gern auch „stehende Ovationen“
    Daumen runter für die Überwachungs- und Zensurpolitik in unserem Lande. Auch nach Minister Schäuble dreht sich diese Wahnwelt weiter … und weiter, wenn nicht alle langsam wach werden!

  2. [ironie]Das hat doch etwas durchaus positives: Das seit Jahren vor den Kopf geworfene „Du bist doch paranoid!“ kann man nun mit „HA! Ich habe Recht gehabt!“ kontern und sich im Ruhme des Weitblicks sonnen.[/ironie] :o)

  3. Philipp Schilling

    Ich befürchte ja, dass die Paranoia (außer bei Schäuble, der hat womöglich wirklich Angst) nur vordergründig ist. Tatsächlich scheine sämtliche Versuche, unsere Freiheit einzuschränken, einem übergeordneten System zu folgen.

    • Stimmt. Ich denke inzwischen (leider) auch, dass „sämtliche Versuche, unsere Freiheit einzuschränken, einem übergeordneten System folgen“. Man muss nur ein wacher Beobachter sein, um das irgendwann von selbst festzustellen. Ich gebe zu, dass ich noch vor relativ kurzer Zeit, Menschen die solche Sätze sagten, kurzerhand als Verschwörungstheoretiker abgetan habe. Aber ich wurde immer häufiger stutzig, bis ich irgendwann schockiert erkennen musste, dass wir wirklich auf ein totalitäres System zusteuern, welches seine Bürger wie Sklaven behandelt, indem es sie ausspioniert und vollkommen abhängig macht.

      • Da kann ich euch nur zustimmen. Ich überlege mir mittlerweile bei jeder E-Mail, ob ich sie nicht mit dem ultimativen Internet-Ausdrucker drucken soll und per Einschreiben verschicke …

        Wenn ich nur an INDECT denke, wird mir schlecht: http://www.indect-project.eu/

  4. @ Philipp Schilling

    Deine Vermutung: „Tatsächlich scheine sämtliche Versuche, unsere Freiheit einzuschränken, einem übergeordneten System zu folgen.“ wurde vor einigen Jahren noch als böse Verschwörungstheorie abgetan.
    Heute ist die Theorie Praxis …

    • Philipp Schilling

      Das Problem ist ja, dass sich diejenigen, die unsere Freiheit einschränken wollen, überhaupt keine Mühe mehr geben, dies zu verschleiern. Die meisten von uns sind (noch) satt und zufrieden genug, um sich diesen Mist gefallen zu lassen – da kann ich mich leider nicht ausnehmen.

      Und jedesmal denke ich wieder: „Dieser Tropfen hat das Fass zum Überlaufen gebracht.“ und stattdessen sitzen wir weiter da wie der Frosch in der Bratpfanne.

      • Danke
        “ „Dieser Tropfen hat das Fass zum Überlaufen gebracht.“ und stattdessen sitzen wir weiter da wie der Frosch in der Bratpfanne.“
        ein besseres Bild kann man von der Situation nicht schreiben 🙂 Lass es dir patentieren 🙂

      • „Das Problem ist ja, dass sich diejenigen, die unsere Freiheit einschränken wollen,“ <– bleiben wir beim "wollen", ja. Denn bisher scheitert so ziemlich jeder Versuch an technischer Inkompetenz. Die Leute, die sie dafür bräuchten, diejenigen, die technisch was auf dem Kasten haben, um *wirklich* gefährlich zu werden, sind jene, die die auch nach 20 Uhr ihren Netzpr0n haben wollen.

        Ich mag den Gedanken, das eben jene Nerds Nachwuchsexperten ihre Zeit eher dafür draufgehen lassen, Zensuren zu umgehen statt sie aufzubauen.

        Irgendwo las ich, wir befinden uns beinahe auf sem Stand der DDR, nur ohne Arbeitsplatzgarantie. (Keine Ahnung mehr, wer das schrieb/sagte.) Das mag im ersten Augenblick gruselig klingen, aber auf dem zweiten Blick: Die Stasi flog auch auf die Fresse. Bleibt also noch Hoffnung.

        Ich mags im übrigen nicht falsch verstanden wissen aka „Alles nicht so schlimm, bleib in der Pfanne sitzen.“ Ich begrüße es ausdrücklich, das sich „die Jugend“ wieder aufrappelt, aufzumucken. Das fehlte die letzten Jahre. 🙂

  5. paranoid bezeichnen mich Menschen, die mich verarschen wollen.

  6. Pingback: #Zensursula und #Koehlera « sub-reality.org/blog

  7. Pingback: Neil Postman oder Technik verändert unsere geistige Wirklichkeit Teil 2 « der mosaistische reflektor

  8. Auch wenn es scheinbar nicht passt –
    Wenn von Schauprozessen gerdet wird, ist die Theorie des Buches schon Praxis – fängt bei den Rauchern an – und hört erst auf, wenn alle im Gleichschritt leben.

    Der Link dazu:
    http://pruzzen.blogspot.com/2010/01/raucher-bose.html

  9. Pingback: ePetitionen – Gemeinsam sind wir stark! « Twitgeridoo!

  10. Pingback: „Bin ich schon drin?“ – Es wird Zeit sich ins Parallel-Web zu begeben! | Twitgeridoo!

  11. Pingback: Orwellsche Überwachungsfantasien: „Bis hierhin und nicht weiter!“ | Twitgeridoo!

Hinterlasse einen Kommentar